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Antje Sommerkamp im Interview

Die Wildbienen-Expertin der Redaktion Mein schöner Garten ist maßgeblich am Entwicklungsprozess des Burda Bienen-Erlebnisgartens in Offenburg beteiligt. Durch ihr biologisches Fachwissen kennt sie die Belange von Wildbienen genau. So kreierte sie, gemeinsam mit den Gestaltungs-Expertinnen Karina Nennstiel und Kornelia Friedenauer aus der Redaktion, ein blütenreiches Buffet inklusive Nistmöglichkeiten für unsere Nützlinge.

MEIN SCHÖNER GARTEN-Autorin Vanessa Engel

08.05.2019 - 10:29 Uhr

Lesezeit: 6 Min.
Foto: Antje Sommerkamp

Wie viele und welche Blütepflanzen wurden insgesamt angepflanzt oder ausgesät?

Die gestaltete Fläche des Bienen-Erlebnisgartens ist ca. 2000 Quadratmeter groß. Es gibt insgesamt vier große Staudenbeete mit jeweils 90, 70, 60 und 50 Quadratmeter Fläche sowie eine Wildblumenwiese. Man findet im Garten annähernd 100 verschiedene Arten, gepflanzt wurden rund 2000 Stauden. Dazu kommen 60 Bienenrosen und rund 15 Blütengehölze und Beerensträucher. Der vorhandene Baumbestand auf der Fläche wurde übernommen. Damit der Garten für viele Jahre blüht und die Bienen, vor allem die Wildbienen, nachhaltig unterstützt werden, wurden zum größten Teil mehrjährige Stauden, das heißt winterharte Beet-Pflanzen, ausgewählt, die auch wertvolle Pollen- und Nektarspender sind. Hier dabei sind zum Beispiel Glockenblumen, Woll-Ziest, Malve oder Natternkopf. Auch zahlreiche bienenfreundliche Kräuter wie Thymian oder Salbei sind zu finden, zudem Bienen-Rosen sowie die bei Bienen begehrten Beerensträucher und Blütengehölze.

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Auf welche Besonderheiten mussten Sie achten?

Heimische Wildstauden wie Färberkamille, Akelei, Wegwarte, Schafgarbe oder Witwenblume sind nicht nur robust und pflegeleicht, sondern viele Wildbienen sind auf sie angewiesen, da nur mit ihrem speziellen Pollen der Bienen-Nachwuchs gedeiht. Sie sollten in keinem Bienengarten fehlen. Alle Pflanzen wurden so ausgewählt, dass die Insekten vom zeitigen Frühjahr bis zum Spätherbst Futterpflanzen vorfinden. Komplett verzichtet wurde auf Sorten mit gefüllter Blütenmitte, denn sie bieten den Bestäubern gar keinen oder nicht ausreichend Pollen und Nektar. Chemische Pflanzenschutzmittel sind hier natürlich tabu.

Sind auch Nisthilfen und gezielte Bienenansiedlungen geplant?

Ein Wildbienengarten benötigt drei Dinge: Ausreichend geeignete Pollen- und Nektarpflanzen, geeignete Nisthilfen sowie Material zum Bau ihrer Brutkammern. Über die Hälfte unserer heimischen Wildbienenarten bauen ihre Nistkammern im Boden. Für sie haben wir einige mit Natursand gefüllte Hochbeete bereitgestellt. Etwa 20 % unserer Wildbienen-Arten nisten in vorhandenen Hohlräumen. Eine aus Steinen gebaute Kräuterspirale und eine Trockenmauer bietet diesen Arten entsprechende Möglichkeiten. Außerdem befinden sich Nisthilfen aus Röhren und angebohrten Holzklötzen im Garten sowie Baumstämme mit Bohrlöchern verschiedener Größe für verschiedene Wildbienen-Arten. Das Baumaterial für ihre Brutröhren finden die Insekten in einer unbepflanzten feuchten Lehmgrube in einem der Staudenbeete.

Es gibt zwar die Möglichkeit, Wildbienenarten wie Mauerbienen in Form von Kokons in Gärten anzusiedeln, doch sind die Experten hierzu geteilter Meinung. Wir setzen daher auf natürliche Besiedlung der hier regional vorkommenden Wildbienen-Arten. Alle Voraussetzungen hierfür sind ja gegeben und die Wiesen im Kinzigvorland sind ja nicht weit. Von der Aufstellung von Bienenstöcken für Honigbienen sehen wir ab, denn wir wollen vor allem Wildbienen fördern, und zum Teil stehen Wildbienen und Honigbienen bei der Nutzung der Nektar- und Pollenpflanzen in Konkurrenz.

Welche Wildbienen kann man generell im Raum Offenburg antreffen?

Von den deutschlandweit über 560 vorkommenden Wildbienenarten gibt es auch viele in unserer Region. Am besten beobachten lassen sich meistens die Hohlraumnister, weil sie sich oft am Haus oder im Garten Nistmöglichkeiten suchen. Mauerbienen, die in Hohlräumen ihre Brutkammern bauen, nutzen z. B. auch ungewöhnliche Nistmöglichkeiten wie Löcher am Rollladenkasten, Hohlräume im Terrassentisch oder Ritzen im Mauerwerk an der Hausfassade. Wer Nisthilfen mit Hohlräumen im Garten anbietet, kann unter anderem die Wollbiene, Scherenbiene oder Blattschneiderbiene beobachten. Sandbienen sind in Gärten mit sandigen Flächen zu finden und immer häufiger ist auch die große Holzbiene zu sehen. Und natürlich unsere Hummelarten, die ebenfalls zu den Wildbienen zählen.

Was sagen Sie, was in einem privaten Wildbienengarten unbeingt vorkommen sollte?

Zum einen natürlich die richtigen Pflanzen, also für Wildbienen und Honigbienen geeignete Pollen- und Nektarspender. Darunter fallen zum Beispiel die Sal-Weide, Frühlingsstauden wie Blaukissen sowie Zwiebelblumen wie Traubenhyazinthen und Wild-Krokusse für den Saisonbeginn. Im Sommer dann Glockenblumen, Malven, Natternkopf, Lavendel und blühende Kräuter, für den Herbst dann Astern, Fetthenne und Efeublüten. Und: ein paar Quadratmeter sonnige Blumenwiese statt eintöniger Rasenfläche kann sicher jeder erübrigen. Achten Sie auf Saatgutmischungen für Wildbienen. Nistmöglichkeiten wie ein sonniges Sandbeet, naturbelassene Lehmwände, stehengelassene Pflanzenstängel im Beet sowie künstliche Nisthilfen haben ebenso in jedem Garten Platz. Eines sollte jedoch unbedingt in jeden Wildbienen-Garten fehlen: chemische Spritzmittel!

Was ist Ihr persönliches Highlight im Wildbienengarten?

Der ganze Garten ist ein Highlight – die blühenden Beete und die verschiedenen Nistmöglichkeiten für Wildbienen... ein Stück Natur mitten in Offenburg – herrlich!