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Förderung & Schutz von Nützlingen

Biologielehrerin und Projektleiterin Christel Wortmann erzählt uns, wie man sich an der Gesamtschule Bockmühle Essen für die Artenvielfalt stark macht. Neben der bienenfreundlichen Gartengestaltung gehört zu dem Bienenschutzprojekt unter anderem auch die Herstellung und der Verkauf von Nisthilfen durch die eigene Schülerfirma. Für ihren Einsatz erhalten die emsigen Bienenhelfer den 5. Platz in der Kategorie „Jugend & Bildung“.

MEIN SCHÖNER GARTEN-Autorin Vanessa Engel

01.11.2020 - 19:33 Uhr

Lesezeit: 8 Min.
Infostand

Infostand

Foto: Gesamtschule Bockmühle Essen
Inhaltsverzeichnis
Förderung & Schutz von Nützlingen

Projektbeschreibung

Mit den Schülern und Schülerinnen der Arbeitsgemeinschaft "Natur und Garten" der Gesamtschule Bockmühle Essen gärtnern wir im Schulgarten und in einem Teil unseres offenen Schulgeländes naturnah und versuchen dabei "Vielfalt" zu schaffen. Seit dem Jahr 2000 macht auch unsere Schülerfirma "GaFlo“ (Gartenbau und Floristik) mit. Wir bauen Nisthilfen, die wir möglichst günstig verkaufen, damit Wildbienen an vielen Orten Unterkunft finden. Von den Einnahmen werden neue Materialien für Nisthilfen gekauft. Auf diese Weise konnten wir auch Material für eine große Insektenwand besorgen, die wir für und teilweise zusammen mit den Kindergartenkindern aus dem benachbarten Kindergarten gebaut und dort aufgestellt haben. Wir bauen Wildbienenwohnungen, die auch Kinder animieren, sie im Garten oder auf dem Balkon aufzustellen, wie zum Beispiel "Willi" als Baumgeist und "Robbi" als Roboter mit Bohrgängen für Wildbienen.

Hexenhäuschen

Hexenhäuschen im Schulgarten

Foto: Gesamtschule Bockmühle Essen

Unseren Schulgarten gestalten wir schon seit vielen Jahren naturnah und das mit einfachen Mitteln. Die Mitglieder der „AG Natur und Garten“ haben leere Flaschen gesammelt und eingelöst, Taschengelder gespendet, selbstgebastelte Gegenstände an Aktionstagen verkauft, um von den Erträgen Naturschutzprojekte zu verwirklichen, wie zum Beispiel die Anlage eines Feuchtbiotops. Mit Steinen, Sandplätzen, Tonscherbenhaufen, Trockenmauern, modernden Holzstämmen, Schnittholzhaufen, Hecken, Kräutern, Hügeln, Mulden, Gewässern und anderen Gartenelementen bieten wir Lebensraum für viele Pflanzenarten und Tiere, insbesondere für Wildbienen. Unsere Wege im Schulgarten bestehen aus ausgedienten Gehwegplatten, die wir vom benachbarten Kindergarten bekommen hatten. Dafür wurden diese Platten erst zerteilt und dann bruchsteinartig aneinandergelegt, so dass sich in den Zwischenräumen wieder Pflanzen und auch Sandbienen ansiedeln können. Für Wegbegrenzungen wurden Baumstümpfe eingesetzt als Kleinbiotope für viele Pflanzen und Tiere wie den Bockkäfer, in dessen verlassenen Bohrgänge Wildbienen nisten können.

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Für Nützlinge bauen wir außerdem "Wohnungen", die wir im Schulgarten, auf dem Schulgelände sowie im benachbarten Kindergarten aufhängen und aufstellen. Als Wasserstellen für die Bienen haben wir einen Teich mit flachem Ufer und vielen Wasserlinsen als Landeplatz. Zudem haben wir viele ausgediente Bratpfannen und andere Gefäße mit Wasser aufgestellt.

Das Schulgartengelände ist insgesamt etwa 750 Quadratmeter groß. Davon sind ca. 2/3 bienenfreundlich bepflanzt, wenn man die großen bienenfreundlichen Bäume mit einbezieht. Damit unterstützen wir in erster Linie Wildbienen, aber auch Honigbienen profitieren von dem vielfältigen Pflanzenangebot.

Mit Informationstafeln und verschiedenen Aktionen, u.a. mit Infoständen auf Umweltmärkten und Stadtteilfesten, versuchen wir über die wichtige ökologische Bedeutung der Wildbienen und die für sie wichtigen Pflanzen aufzuklären. Wir möchten erreichen, dass sich Leute, die unsere Aktionen sehen und unsere Informationstafeln lesen, auch in ihrem Garten oder in ihrer Umgebung mehr um diese nützlichen Tiere kümmern.

Erdgewächshaus

Erdgewächshaus im liebevoll gestalteten Schulgarten

Foto: Gesamtschule Bockmühle Essen

Hintergrund

Vor 30 Jahren habe ich angefangen, mit Schülern und Schülerinnen einen naturnahen Schulgarten anzulegen. Wir bauten eine Insektenwand, legten einen Teich und einen Steingarten an. Dann nahmen wir an einem Umweltwettbewerb teil und gewannen mit dem 1. Platz 1500 DM. Davon konnten wir viele Pflanzen und einige Gartengeräte und Werkzeuge anschaffen. In einer Projektwoche entstanden Sitzgruppen, eine Blockhütte und ein grünes Klassenzimmer. Bei einem weiteren Umweltwettbewerb erhielten wir 500 € und konnten damit einen Geräteschuppen finanzieren.

Wir legten weitere Bereiche des Schulgartens wildbienenfreundlich an, wie zum Beispiel eine Wildwiese. In der Zwischenzeit hatten wir die Schülerfirma "GaFlo" als Wahlpflichtfach gegründet. Dort erlernt man zum Beispiel naturnahes Gärtnern, das Gestalten mit Naturmaterialien und die Produktion von Wildbienenwohnungen. Diese verkaufen wir an Infoständen, mittlerweile gibt es mindestens 200 Exemplare. Immer wieder kommen Kunden und erzählen uns, dass alle Bohrlöcher ihrer Insekten-Nisthilfe besetzt sind und sie unbedingt noch eine weitere brauchen.

Schulgarten

Unser Schulgarten wird von vielen als ein kleines Paradies bezeichnet. Rund um das Schulgebäude gibt es viele Grünflächen. Unser naturnaher Garten und die Grünfläche vor dem Schulgarten bilden jedoch ein ganz eigenes Reich mit einem Teich, vielen verschlungenen Wegen und mehreren Sitznischen, duftenden Blumen, schwirrenden Insekten und vielen anderen Tieren. Ein dichtes Laubdach von sehr hohen Bäumen spendet Schatten über Tischen und Bänken. Für viele Schüler und Schülerinnen ist der Garten ein Rückzugsort, wo man in den Pausen entspannen, oder aber bauen, basteln, pflanzen, graben sowie sägen – und somit reichlich überschüssige Energie loswerden kann.

Manche Kinder und Jugendliche haben den Kontakt zur Natur völlig verloren und entdecken Flora und Fauna in unserem Garten zum ersten Mal. Viele entdecken in diesem geschützten Areal überhaupt erst die Geheimnisse der Natur, sie lernen viele Pflanzen und Tiere kennen, die sie vorher nie wahrgenommen haben. Sie fangen Insekten und Spinnentiere, setzen sie in ein Terrarium, das sie im Garten dafür eingerichtet haben, beobachten sie für kurze Zeit und lassen sie dann wieder frei. Sie lernen dabei auch Verantwortung für diese Tiere zu übernehmen. Unser Schulgelände und unser Schulgarten sollen nicht nur ökologische Aufgaben erfüllen, sondern auch von Schülern, Lehrern und anderen Besuchern vielseitig benutzt werden können. Sodass man die Natur mit allen Sinnen - mit Kopf, Herz, Fuß und Hand - erleben und schützen kann.

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Weitere Pläne & Ziele

Wir wollen in dem Bastel- und Werkbereich des Schulgartens eine Überdachung bauen, damit man dort auch bei regnerischem Wetter an den Werkbänken arbeiten kann. Außerdem muss im Garten laufend etwas repariert und gepflegt werden. Mit dem Preisgeld möchten wir den Zaun zum benachbarten Kindergarten mit Wildbienenwohnungen und wildbienenfreundlicher Bepflanzung gestalten.

Weitere Infos

GaFlo ist eine Schülerfirma (im Rahmen des Unterrichts), die sich durch den Verkauf ihrer Produkte selbst tragen muss. Das geschieht vor allem im Bereich Floristik. Verkauf und Produktion werden geplant, kalkuliert, organisiert und durchgeführt. Bei den Schülern wird die Lust am Lernen und die Liebe zur Natur geweckt. Zugleich werden sie auf die Zeit nach der Schule vorbereitet, in diesem Falle speziell als Gärtner oder Florist, mit dem Schwerpunkt Ökologie. Eine inspirierendes Projekt und eine tolle Idee!