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Im Boden nistende Wildbienen

Ein Großteil der bei uns heimischen Wildbienenarten legen ihre Kinderstuben unterirdisch an und können die klassischen Insektenhotels und Nisthilfen gar nicht nutzen. Doch auch den erdnistenden Wildbienen kann man helfen und damit die Artenvielfalt im Garten fördern.

MEIN SCHÖNER GARTEN-Autorin Vanessa Engel

18.06.2021 - 13:35 Uhr

Lesezeit: 5 Min.
Hosenbiene beim Nestbau
Foto: Pixabay

Wer Wildbienen helfen will, greift meist zu Nisthilfen aus Holzblöcken, Halmen oder Röhrchen, die man aufhängen oder aufstellen kann. Und das ist auch gut und wichtig! Dennoch sollte man bedenken, dass diese Art von Kinderzimmern nur von Hohlraumnistern genutzt werden können. Wildbienen, die ihre Eier in oberirdischen Hohlräumen ablegen, dazu zählen zum Beispiel die Rostrote Mauerbiene, die Gehörnte Mauerbiene oder Blattschneiderbienen, machen allerdings nur den kleineren Teil der Arten aus.

Rund drei Viertel unserer nestbauenden Wildbienenarten nisten im Erdboden, in Steilwänden oder Abbruchkanten. Weil sie für ihren Nachwuchs unterirdische Gänge anlegen und ihre Eier im Erdboden ablegen, sind die klassischen Nisthilfen für sie nicht von Nutzen. Damit sich möglichst viele unterschiedliche Bienenarten ansiedeln können, empfiehlt es sich daher neben den oberirdischen Nisthilfen auch geeignete Nistmöglichkeiten für Bodennister zu schaffen. Offene, unbewachsene und horizontale Bodenflächen, vertikale Bodenstellen oder Steilwände sowie Hänge und Böschungen sind Strukturen, die diese Arten brauchen.

Unterirdische Kinderstuben

In der Regel graben unterirdisch nistende Wildbienenarten wie die Hosenbiene (siehe oben) oder die Mai-Langhornbiene ihre Niströhren senkrecht oder schräg in den Erdboden. Länge und Durchmesser der Niströhren variieren je nach Art und reichen von wenigen Zentimetern bis zu etwa 60 Zentimetern. In den Brutgängen legt das Weibchen meist einzelne Brutzellen an, die mit einem Ei und einem Pollenvorrat versehen und anschließen verschlossen werden. Ist das Ende der Niströhre erreicht, verschließt das Bienenweibchen die Öffnung und überlässt den Nachwuchs in der Regel sich selbst.

Besondere Verhaltensweisen von Bodennistern

Eine Ausnahme von dieser Regel bilden unter anderem die Keulhornbienen, denn anders als die meisten Wildbienenarten hüten sie ihren Brutplatz. Oft halten sie sich im oder am Nesteingang auf, verschließen ihn bei drohender Gefahr durch andere Tiere und lassen zur Abschreckung hohe Töne vernehmen. Wenn nach sechs bis acht Wochen die ersten Bienen schlüpfen, lernen die Weibchen ihren Nachwuchs sogar kurz kennen, bevor sie zum Winter sterben und der Lebenszyklus der neuen Generation seinen Lauf nimmt.

Auch Hummeln legen ein besonderes Nist- und Brutverhalten an den Tag. Zum einen nutzen sie teilweise unterirdische Höhlen wie verlassene Mäusenester als Kinderstube. Zum anderen baut eine Königin gemeinsam mit ihren Arbeiterinnen Dutzende aneinander liegende Zellen aus Wachs für den Nachwuchs.

Hummelnest

Die weitverbreitete Gartenhummel bildet wie alle Hummeln ganze Staaten aus und braucht entsprechend große Nistplätze. Sie besiedelt unterirdische und oberirdische Hohlräume aller Art

Foto: Pixabay.com/Heide Strauch

Ein ebenfalls ungewöhnliches Verhalten im Vergleich zum Großteil der nestbauenden Wildbienen legen auch die Furchenbienen an den Tag. Anders als die meisten anderen Wildbienenarten, leben sie nicht allein (solitär) oder Staaten, sondern in eusozialen Gemeinschaften. Das bedeutet, dass diese Bienen Nahrungssuche und Brutpflege gemeinsam bewerkstelligen. Ihr präferiertes Wohngebiet sind sonnenbeschienene und trockene Steilwände.

Lebensraum für Bodennister schaffen

In einem naturnahen Garten voller verschiedener Strukturen und somit voller kleiner wie großer, aber vor allem unterschiedlicher Lebensräume, können sich allerlei Wildbienenarten und andere Insekten ansiedeln. Lassen Sie es also ruhig etwas wild angehen! Das heißt keineswegs, dass der Garten vollkommen sich selbst überlassen und zugewuchert sein muss. Vielmehr geht es darum, Lebensraum und Nistmöglichkeiten zu schaffen, indem man verblühte und trockene Pflanzen sowie Totholz an manchen Stellen stehen bzw. liegen lässt. Zudem sollte man bei der Gartengestaltung auch ein wenig "Unordnung" zulassen und offene oder lückig bewachsene Bodenstellen, ungepflasterte Trampelpfade, Erdhügel oder Trockenmauern integrieren. Außerdem kann man eigens für die Bodennister unter den Wildbienen Nisthilfen anfertigen, und das sogar auf der Terrasse oder dem Balkon.

Nisthilfe für Sandbienen anlegen
Foto: MSG/Frank Schuberth

Unterirdisch nistenden Wildbienen helfen

Rund drei Viertel unserer nestbauenden Wildbienenarten nisten im Erdboden, in Steilwänden oder Abbruchkanten. Weil sie für ihren Nachwuchs unterirdische Hohlräume anlegen oder nutzen und ihre Eier im Erdboden ablegen, habe sie von den klassischen Nisthilfen leider nichts. Doch mit diesen drei Nisthilfen laden Sie auch die Bodennister unter den Bienen zu sich ein.