Heft-AboShop
Heft-AboShop

10 Fragen zu wildbienenfreundlichem Gärtnern

Die Insektenkunde zählt neben Ökologie und Pflanzenschutz zu den Fachgebieten der Gartenbau-Ingenieurin. Während sie sich bei Neudorff beruflich für den Schutz von Nützlingen engagiert, setzt Sabine Klingelhöfer auch in ihrem eigenen Garten auf schonende Methoden.

eine Anzeige mit
Neudorff Logo
MEIN SCHÖNER GARTEN-Autorin Vanessa Engel

15.06.2023 - 11:22 Uhr

Lesezeit: 10 Min.
Sabine Klingelhöfer

Sabine Klingelhöfer

Foto: ulfsalzmann.de

1. Was kann man tun, um Wildbienen im eigenen Garten einen geeigneten Lebensraum zu bieten? 

Man muss nicht gleich den ganzen Garten umgestalten. Fangen Sie doch einfach an, indem Sie bei Neupflanzungen nur noch bienenfreundliche Arten pflanzen. Der nächste einfache Schritt ist, den Garten nicht zu gut aufzuräumen, abgestorbene Pflanzenreste auch mal liegen zu lassen. Sie glauben nicht, wie viele Insekten sich dort tummeln und auch überwintern. Eine blühende Wiese anzulegen ist der nächste Schritt. Zehn Quadratmeter von der Rasenfläche für eine Wildbienenwiese für die Insekten abzweigen, das geht in vielen Gärten. Es gibt spezielle Samenmischungen für Wildbienen zum Beispiel Wildgärtner Freude von Neudorff. Die enthalten heimisches Saatgut und sind vom NABU empfohlen. Einmal ausgesät, blühen sie jahrelang!

2. Braucht man einen großen Landgarten, um Wildbienen willkommen zu heißen, oder kann man die Nützlinge auch als Balkon- und Kübelgärtner anlocken? 

Selbst auf dem Balkon lässt sich etwas für Wildbienen tun. Einfach erstmal einen Topf oder einen Balkonkasten nur mit bienenfreundlichen Arten wie Vanilleblume, Männertreu, Fächerblume oder Kräutern wie Thymian, Lavendel und Rosmarin bepflanzen. Natürlich hilft auch ein Nützlingsquartier – aber Nahrung ist noch wichtiger als die Nisthilfen. 

3. Welche Wildbienenarten trifft man in unseren Gärten besonders häufig an? Wovon hängt es ab, welche Wildbienen sich ansiedeln? 

Häufig ist bei uns beispielsweise die Rote Mauerbiene. Sie ist nicht wählerisch, was die Pflanzenart angeht, von der sie Pollen und Nektar sammelt. Das Vorkommen vieler Arten ist jedoch eng an das Vorhandensein der passenden Pflanzen gekoppelt. Die Mohnbiene beispielsweise braucht, wie man sich schon denkt, den roten Klatschmohn. Damit kleidet sie ihre Niströhre im Boden aus. Deshalb sind artenreiche Wiesen so wichtig für die Insekten.

 

Rote Mauerbiene

Rote Mauerbiene

Foto: Neudorff

4. Welchen Nutzen zieht man als Gärtner daraus, möglichst viele Insekten, insbesondere Wildbienen, in Beeten und Rabatten zu Gast zu haben? 

Im Nutzgarten macht es sich besonders bemerkbar. Es gibt viele Pflanzenarten, die auf die Bestäubung von Insekten angewiesen sind. Beispielsweise Tomaten, Erdbeeren und Äpfel. Sie tragen mehr und größere Früchte, wenn sie von Insekten bestäubt wurden. Andere Insekten, wie Florfliegen oder Schwebfliegen, ernähren sich als erwachsene Tiere von Blütenpollen und Nektar. Ihre Larven aber sind große Blattlausräuber und sorgen für natürlichen Pflanzenschutz im ganzen Garten. 

5. Nun gibt es auch Menschen, die auf Bienenstiche allergisch reagieren oder generell Respekt vor den Insekten haben. Was können sie tun, um dennoch ein paar Wildbienen im Garten oder auf dem Balkon willkommen zu heißen?

Es ist auf jeden Fall lobenswert, wenn man trotz Angst oder Allergie etwas für Bienen tun will. Die gute Nachricht: Wildbienen stechen nicht, die Angst vor Stichen ist also unbegründet.  Man kann beispielsweise Lebensraum zwischen locker geschichteten Steinen schaffen. Dort ziehen Bienen sehr gerne ein. Ganz im Gegensatz zu Schottergärten. Da ist der Boden meist so verdichtet, dass die Insekten keine Chance haben, heimisch zu werden. Auch mit Nisthilfen kann man ein guter Bienen-Hotelier werden. Am besten hängen sie an sonnigen, aber wind- und regengeschützten Orten.

Mediterranen Garten gestalten
eine Anzeige mit
OBI Logo

Holen Sie sich Mittelmeer-Feeling in den eigenen Garten!

Urlaub gefällig? Hier finden Sie Tipps, wie Sie einen mediterranen Garten gestalten und sich la Dolce Vita auf die Terrasse holen.

6. Welche Pflanzen mögen Wildbienen denn besonders gerne?

Da gibt es eine große Auswahl an Pflanzen. Besonders Kräuter wie Bergbohnenkraut, Majoran, Lavendel oder auch Schnittlauch finden Wildbienen toll. Dazu kommen mehrjährige Stauden wie Pfingst-Nelke, Knäuel-Glockenblume, Gelbes Sonnenröschen oder Färberkamille. Noch mehr wildbienen-geeignete Pflanzen kann man auch in der Pflanzenfinder-App entdecken, die wir von Neudorff in Zusammenarbeit mit der Staudengärtnerei Gaißmeyer veröffentlicht haben. Mit ein paar Klicks zeigt die App viele Blumen und Pflanzen an, die bei Wildienen beliebt sind. Das Besondere dabei: Man kann für die Suche auch Filter zur Blütenfarbe, Blütezeit, Höhe und den benötigten Lichtverhältnissen nutzen.

7. Warum ist naturnahes oder biologisches Gärtnern förderlich für die Vielfalt von Flora und Fauna?

Diese Art des Gärtnerns orientiert sich nicht nur an der Optik des Gartens, sondern am Lebensraum Garten. Ich versuche, in einem naturnahen Garten möglichst vielen heimische Pflanzen und Tiere anzusiedeln. Das bedeutet automatisch mehr Vielfalt als nur Rasen, Rosen und Koniferen. In einem solchen Garten muss ich viel weniger eingreifen, denn viele Pflanzenschutzthemen regulieren sich von selbst. Weil genügend Nützlinge da sind, die die Blattläuse dezimieren. In meinen Augen gibt es keine Alternative zu dieser Form des Gärtnerns. 

8. Trotz aller Bemühungen bleiben manche Nisthöhlen in Insektenhotels und Bienenhäuser auch leer – selbst in biologischen Gärten. Woran kann das liegen?

Wie auch auf dem Immobilienmarkt gilt das Sprichwort „Lage, Lage, Lage“. Insektenhotels sollten am besten an einem sonnigen, wind- und regengeschützten Ort in ein bis zwei Metern Höhe aufhängen. Nach Möglichkeit dann bitte mit einer südlichen Ausrichtung. In unmittelbarer Nähe machen sich Pflanzen mit einem großen Nektar- und Pollenangebot gut.

Wenn das Insektenhotel dann trotzdem noch leer bleibt, kann das verschiedene Gründe haben.

Vielleicht wurde das Hotel zu spät aufgehängt. Wildbienen sind bei milden Temperaturen schon Ende Februar unterwegs und können deshalb auch schon im Juli wieder verschwunden sein. Da muss man sein Glück im nächsten Jahr einfach etwas früher versuchen.

Es hilft auch, den Standort nochmal genau auf die schon genannten Kriterien zu prüfen. Hängt das Hotel vielleicht doch zu schattig? Dann lohnt sich ein schneller Umzug, indem man das Ganze an einem Pfahl oder an einer Insektenwand befestigt.

Dann ist natürlich auch das vorhandene Buffet ein wichtiges Einzugskriterium für Wildbienen. Wenn es in unmittelbarer Nähe zum Unterschlupf Blüten mit Nektar- und Pollenquellen gibt, kommen die Insekten quasi von alleine.

Ein letzter Knackpunkt für fehlende Wildbienen-Gäste könnten auch Chemikalien sein, mit denen das Insektenhotel behandelt wurde. Auf Holzschutzmittel mit Lösungs- oder Trocknungsmitteln sollte man verzichten. Natürliche Pflanzenöle und Wachse wie beispielsweise Leinöl, Tungöl, Bienenwachs oder Carnaubawachs machen sich an den Nisthöhlen deutlich besser, weil sie schonender sind. Wenn das Haus einen Farbtupfer bekommen soll, bitte auf lösungsfreie Farben zurückgreifen, die auch keine Trocknungsmittel; sogenannte Sikkativen, enthalten. Wer noch Dachpappe, Edelstahl- oder Aluminiumbleche übrig hat, kann auch damit das Insektenhotel vor der Witterung schützen.

9. Sie arbeiten bei Neudorff, einem Unternehmen, dem das Zusammenwirken von Garten, Natur und Umwelt am Herzen liegt. Bekommen Sie viele Zuschriften und Anfragen bezüglich Wildbienen? Was sind besonders häufig gestellte Fragen? 

Ja, die Anfragen haben deutlich zugenommen. Viele Fragen beziehen sie auf die Anlage von Blumenwiesen. Ob ich den Samen direkt auf den Rasen werfen kann – nein, bitte nicht, der Rasen muss vorher entfernt werden. Oder wie aufwendig die Pflege ist – viel weniger Arbeit als Rasen. Nur einmal im Jahr mähen, und im Frühjahr bei Bedarf einmal Unkraut jäten, das reicht schon. Natürlich gibt es auch Fragen zur Gefährlichkeit von Wildbienen – nein, sie können mit ihrem Stachel die menschliche Haut nicht durchdringen. 

10. Zum Sortiment gehört unter anderem auch die Samen-Mischung “Bienengarten”. Was macht diese Zusammenstellung besonders wertvoll für Wildbienen?  

Da gibt es mehrere Punkte, denn die Zusammensetzung der Samen-Mischung berücksichtigt verschiedene Faktoren: 

  • Sie enthält mehrjährige Arten, so dass ich jahrelang Freude daran habe 
  • Die Arten kommen mit allen Bodenarten zurecht 
  • Sie blühen von April bis zum Oktober 
  • Die Pflanzen bieten viel Pollen und viel Nektar 
  • Es sind viele Rosetten bildende Arten dabei, die schnell den Boden bedecken und dadurch Unkraut unterdrücken 
  • Die Samen stammen aus heimischer Saatgutvermehrung 
  • Die Pflanzenhöhe der Arten ist gestaffelt, es gibt hohe und auch niedrigere Arten. Dadurch fällt die Wiese beim Gewitterschauer nicht um. Und sie bietet auch versteckt lebenden Insekten einen Lebensraum. 

#beebetter-Jury

Was Sabine Klingelhöfer in ihrem eigenen Garten für Wildbienen tut, warum ihr der Bienenschutz am Herzen liegt und was sie sich von der Initiative #beebetter erwartet, lesen Sie in ihrer Vorstellung als Mitglied der #beebetter-Jury