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Pelzbiene

Wildbienen

Wildbienen gelten als stark gefährdet. Welche Arten in Deutschland leben und wie Sie sie im Garten unterstützen können, lesen Sie hier.

Porträt Ulrike Hanninger
10.02.2023 - 15:50 Uhr
Lesezeit: 26 Min.
Inhaltsverzeichnis
Wildbienen

Viele Blühpflanzen locken Bienen an, indem sie süßen Nektar oder nahrhaften Pollen produzieren. Von Blüte zu Blüte nimmt die Biene in ihrem Pelz diesen Pollen mit und befruchtet auf der Suche nach Nahrung ganz nebenbei Blumen und Bäume. Ein Kreislauf, in dem jeder jeden braucht. Doch Bienen dienen nicht nur der Pflanzenvielfalt: Ein Drittel aller Lebensmittel, die wir essen, gäbe es nicht ohne ihre Bestäubung. Die meisten Getreidesorten wie Weizen, Reis und Mais werden zwar mithilfe des Windes befruchtet, aber knapp 80 Prozent der Nutzpflanzen gibt es nur durch die Mithilfe der Honig- und Wildbienen.

Darüber hinaus wirken sie dabei mit, das ökologische System aufrechtzuerhalten. Könnten sich Wildgewächse nicht fortpflanzen, würden Nahrung und Wohnstätten für viele Tiere fehlen. Denn ohne Bienen keine Pflanzen, ohne Pflanzen keine Samen, ohne Samen weniger Kleinlebewesen, ohne diese weniger Vögel und so weiter. Zwar sind die pelzigen Flieger nicht die einzigen Bestäuber – auch Schmetterlinge, Käfer und Vögel helfen dabei mit – aber vor allem in Europa kommt Wildbienen hierbei die wichtigste Rolle zu.

Was sind Wildbienen?

Spricht man allgemein von Bienen, sind meist Honigbienen gemeint. Wildbienen liefern, anders als diese, keinen Honig, spielen in der Natur aber eine enorm wichtige Rolle als Bestäuber. Wildbienen sind fleißig, friedfertig und für Mensch und Natur unverzichtbar. So unscheinbar die kleinen Verwandten der Honigbiene sind, so wichtig sind sie für uns Menschen. Denn Wildbienen sind ein unverzichtbares Glied der Biodiversität und Hauptakteure der Bestäubung unzähliger Kultur- und Wildpflanzen und somit auch für unsere Obst- und Gemüsepflanzen im Garten. Hierbei sind die wilden Verwandten der Honigbiene meist effizienter als ihre Honig produzierenden Artgenossen.

Einen großen Teil der Bestäubungsarbeit an den Pflanzen leisten die bei uns vorkommenden Wildbienenarten, zu denen übrigens auch die Hummeln zählen. Aufgrund ihrer geringen Körpergröße sind viele Wildbienenarten in der Lage, deutlich mehr Pflanzen zu bestäuben als die Honigbienen. Zu manchen fest verschlossenen Blüten finden nur die kräftigen Hummeln Zugang. Außerdem sind Wildbienen sehr robust und weniger zimperlich, was Wind, Wetter und Temperaturen anbelangt. Wildbienen und Hummeln fliegen bei fast jedem Wetter und bestäuben so zuverlässig Wildpflanzen und Nutzpflanzen. Damit tragen sie maßgeblich zur weltweiten Ernährungssicherheit bei.

Verbreitung und Vorkommen

In Deutschland gibt es rund 560 Arten von Wildbienen. In Europa sind es an die 2.000 und weltweit über 20.000. Bei uns stehen einige von ihnen unter speziellem Schutz, es ist aber allgemein verboten, die Wildbiene zu fangen, zu vertreiben oder gar zu töten.

Wie sehen Wildbienen aus?

Wildbienen verbildlichen wunderbar die biologische Vielfalt. Das Aussehen der Wildbienen ist noch unterschiedlicher als ihre Lebensformen. Während sich manche Wildbienen mit flaumigem Pelz schmücken, sind andere auffällig gefärbt oder ahmen Wespen oder Fliegen nach. Im Körperbau stimmen sie aber alle überein. Der Körper von Wildbienen ist in drei Teile geteilt: Kopf, Brust (Thorax und Propodeum) und Hinterleib. Am Kopf sitzen nicht nur die bekannten Facettenaugen, sondern auch drei kleine Punktaugen, mit denen die Insekten die Helligkeit messen können. Außerdem die Fühler, die bei manchen Arten mehr kleinen Hörnern ähneln. Vom Brustteil gehen vier Flügel und sechs Beine ab. Das Hinterteil ist sehr beweglich und weist einen für den Menschen harmlosen, winzigen Stachel auf. Der restliche Körper ist von einer Hülle aus stützenden Chitinringen umgeben.

Wildbiene beim Sammeln von Pollen

Diese Wildbiene sammelt fleißig Pollen

Foto: Getty Images/Gerwyn Davies/500px

Wildbienen zählen zur Insektenordnung der Hautflügler (Hymenoptera). Farbe, Körperbehaarung, Umfang und Größe variieren je nach Art stark. Zwei Beispiele: Die wohl kleinste Wildbienenart ist die Steppenbiene, die nur vier Millimeter groß wird. Die Holzbiene erreicht dagegen bis zu 30 Millimeter. Die meisten Wildbienen sind unter sieben Millimeter groß, was sie zu sehr wertvollen Bestäubern macht – sie können nämlich in fast jede noch so kleine Blüte hineinschlüpfen. Weibliche Wildbienen können Pollen auf verschiedene Arten transportieren. Die Beinsammler haben, ähnlich wie Honigbienen, Sammelhaare an den Beinen. Bei Bauchsammlern bleiben die Pollen an der behaarten Unterseite des Hinterleibs haften. Kropfsammler verschlucken sie zunächst, um sie dann im Nest wieder auszuwürgen.

Erfahren Sie in unserem Podcast alles über Insektenstauden

Wildbienen sind vom Aussterben bedroht und brauchen unsere Hilfe. Mit den richtigen Pflanzen auf dem Balkon und im Garten leisten Sie einen wichtigen Beitrag, um die Nützlinge zu unterstützen. Unsere Redakteurin Nicole Edler hat sich deshalb mit Dieke van Dieken in dieser Podcast-Folge von "Grünstadtmenschen – der Gartenpodcast" über Insektenstauden unterhalten. Gemeinsam geben die beiden wertvolle Tipps, wie Sie Zuhause ein Paradies für Bienen schaffen können. Hören Sie rein!

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Lebensweise und Lebensräume

Wildbienen sind größtenteils Einzelgänger, im Fachjargon: Solitär- oder Einsiedlerbienen. Einige Arten leben aber auch in kleinen Gruppen bis Mini-Staaten zusammen. Im Schnitt werden sie nur drei bis sechs Wochen alt, weswegen man sie gut nach ihrem jahreszeitlichen Auftreten einteilen kann, also in Sommer-, Frühjahrs- oder Herbstarten. Früh dran sind beispielsweise die Gehörnte Mauerbiene und die Rostrote Mauerbiene, die Frühlings-Pelzbiene, einige Sandbienen-Arten und die Holzbiene. Im Laufe des Frühlings und Sommers schlüpfen immer neue Wildbienenarten, sodass man viele Wochen lang unterschiedliche Insekten beobachten kann. Im August tritt die Efeu-Seidenbiene auf den Plan, eine der letzten Wildbienen des Jahres. Sie paart sich, legt Eier und fliegt gemeinsam mit den Hummeln noch bis in den Herbst hinein.

Pro Jahr tritt bei den Wildbienen meist nur eine Generation auf, Ausnahmen bilden zum Beispiel Arten der Wespenbienen (Nomada), bei denen auch zwei Generationen möglich sind. Arten mit nur einer Generation überwintern in der Regel als Ruhelarven. Manche, wie die Schwarze Keulhornbiene, überwintern als voll entwickelte Jungbiene, oft in Gruppen von bis zu 30 Insekten in selbst ausgehöhlten Stängeln von Königskerze, Holunder, Brombeere oder Distel. (Daher lässt man trockene Pflanzenstängel über den Winter stehen, denn oft sind sie gefüllt mit überwinternden Wildbienen.)

 Bärtige Sandbiene (Andrena barbilabris)

Erdbienen wie die Bärtige Sandbiene (Andrena barbilabris) nisten am liebsten in trockenem Sandboden

Foto: iStock/FloWBo

Das Auftreten von Wildbienen ist räumlich sehr begrenzt, sie bewegen sich nur in einem Radius zwischen 70 und 400 Metern umher. Ihre natürlichen Lebensräume sind trocken, geschützt und warm. Im urbanen Raum, wo die Temperaturen meist etwas höher liegen, fühlt sich die Wildbiene daher ebenfalls wohl. Bevorzugte Plätze sind hier brachliegende Industrieflächen, Parks und öffentliche Grünanlagen. Auf dem Land lassen sie sich an Trockenstandorten beobachten und auf ruhigen blüten- und artenreichen Wildblumenwiesen – die aufgrund von Monokulturen und intensiver Landwirtschaft aber immer mehr verschwinden. Für die licht- und wärmeliebenden Insekten zählt der Wald nicht zu ihren typischen Lebensräumen, auch wenn sie in der Nähe von Auwäldern gerade im Frühjahr viel Nahrung finden. Hier tummeln sich unter anderem Sandbienen, auch Erdbienen genannt, oder Seidenbienen. Vereinzelt tauchen Wildbienen auch in alpinen Lagen auf.

Was fressen Wildbienen?

Etwa ein Drittel aller Wildbienen ist hochspezialisiert und auf einige wenige Pflanzenarten als Nahrungsquellen angewiesen. Glockenblumen-Sägehornbienen etwa ernähren sich nur von Glockenblumen, Malven-Langhornbienen nur von den Blüten der Malve. Gibt es diese Futterpflanzen nicht, gibt es auch keine Wildbienen. Grundsätzlich nutzen die wilden Bienen im Vergleich zu Honigbienen nur sehr wenige Pflanzen als Nahrungsquellen und haben zudem einen sehr eingeschränkten Radius. Ihren Energiebedarf decken ausgewachsene Tiere in erster Linie mit kohlenhydratreichem Nektar. Die Pollen dienen hauptsächlich der Aufzucht der Brut, sie enthalten sowohl Proteine als auch Stärke und verschiedene Mineralstoffe.

Fortpflanzung

Wildbienen legen im Vergleich zu anderen Insekten nur wenige Eier, im Schnitt 10 bis 20, selten bis zu 40 Stück. Außerdem kommt es, bedingt durch Schimmel in den Brutzellen, ungünstigem Klima und Brutparasiten – darunter auch Kuckucksbienen und Kuckuckswespen – zu hohen Brutausfällen. Wildbienenweibchen unmittelbar nach dem Schlüpfen geschlechtsreif. Die Paarung erfolgt direkt nach dem Schlupf. Bei den Wildbienen ist es so eingerichtet, dass die Männchen, die in den vorderen Brutkammern heranwachsen, zuerst schlüpfen, um dann vor dem Nist-/Schlupfplatz auf die Weibchen zu warten. Manche Wildbienenmännchen kommen ihren Weibchen entgegen und graben sich zu den schlüpfenden Weibchen stückweise durch. Dieses Verhalten ist vor allem bei Wildbienenpopulationen zu beobachten, die ihre Nester nahe beieinander bauen.

Eine andere Form der Kontaktaufnahme ist das Treffen der beiden Geschlechter an einem bestimmten Ort: die Rendezvous-Plätze. Solche Plätze sind meist Blütenpflanzen in der Umgebung. Oligolektisch veranlagte Bienen haben hier den Vorteil, dass sie eine einzige Pollenart anfliegen. Oftmals warten männliche Bienen dieser Art bereits in den Blüten auf das Ankommen der nahrungssuchenden Weibchen. Die kurze Lebenszeit der Männchen ist mit der Paarung auch schon wieder beendet.

Gleich nach der Paarung beginnen die Weibchen mit dem Nestbau. Sie kleiden die Röhrenwände mit einem Sekret zum Schutz vor Schimmelpilzen aus, legen das erste Ei im hinteren Teil ab, lagern Pollen und Nektar als Larvenfutter ein und verschließen die Brutzelle mit Lehm, Laubteilen oder Harz. Dann folgt die nächste Brutzelle, bis die Röhre voll ist und vorne verschlossen wird. Solitärbienen erledigen die komplette Aufzucht und das Heranschaffen von Pollen und Nektar im Alleingang. Sozialere Wildbienenarten teilen sich die Arbeit mit Weibchen, die aufgrund verkümmerter Fortpflanzungsorgane selbst keinen Nachwuchs bekommen können. Dies ist zum Beispiel bei der Skabiosen-Furchenbiene (Halictus scabiosae) der Fall.

Die Larven der Wildbienen schlüpfen bereits nach wenigen Tagen und machen sich sofort über die gesammelten Nahrungsvorräte her, wobei sie sich mehrmals häuten. Viele spinnen sich anschließend in einen Kokon ein, in dem sie sich weiterentwickeln, um dann in eine Ruhephase einzutreten. Diese fällt meist auf die kalte Jahreszeit, sodass die Mehrheit der Wildbienen als sogenannte Ruhelarven überwintert. Erst im nächsten Frühjahr verpuppen sie sich und nehmen ihre endgültige Form (Imago) an. Der Entwicklungszyklus der Bienen dauert in seiner Gesamtheit fast ein Jahr. Aus befruchteten Eiern erwachsen Weibchen, aus unbefruchteten Männchen.

Natürliche Nistplätze

Die Nester, also die Nist- und Schlupfplätze von Wildbienen, liegen immer unweit ihrer Futterpflanzen. Alle Arten von Wildbienen nisten in verschließbaren Hohlräumen, die entweder bereits vorhanden sind oder von den Tieren selbst erbaut werden. Die Mehrzahl der Wildbienen-Arten nistet im Boden; zum Bau ihrer Bruthöhlen benötigen sie offene, unversiegelte Bodenflächen, Sandhaufen oder -hügel, sandgefüllte Fugen sowie naturbelassene sonnige Böschungen. Arten, die in Hohlräumen nisten, nutzen Steinspalten von Mauern, hohle Röhren oder eigens für sie aufgestellte Nisthilfen. Koloniebrüter wie die Sand- und Seidenbienen bauen ihre Erdnester dicht nebeneinander. Morsches, trockenes Holz, leere Schneckenhäuser und stehengelassene Pflanzenstängel im Beet werden ebenso von einigen Arten als Brutplatz genutzt.

verschiedene Kinderstuben Wildbienen

Brutstuben der Wildbienen

Foto: MSL/Sabine Dubb

Das Baumaterial für ihre Brutzellen finden die meist als Einzelgänger lebenden Wildbienen in Sand-, Kies- und Lehmgruben, für die sich in einer sonnigen Ecke ein Plätzchen findet. Zum Nestbau nutzen Wildbienen Pflanzenteile wie Laub oder Blütenblätter, Holzfasern oder Baumharz, die manchmal noch mit eigenem Drüsensekret vermischt werden. Die Mohn-Mauerbiene hat sich auf Mohnblütenblätter als Werkstoff spezialisiert.

Die Rolle der Wildbienen

Als fleißige Nektar- und Pollensammler sind Bienen nicht nur die wichtigsten Pflanzenbestäuber, die für reiche Ernten sorgen, sie tragen auch auf unersetzliche Weise zur Biodiversität bei. Die Wildbiene braucht uns und wir brauchen sie.

Nektar- und Pollenpflanzen locken Bienen an, indem sie süßen Nektar produzieren. Von Blüte zu Blüte, nimmt sie in ihrem Pelz Pollen mit und befruchtet auf der Suche nach Nahrung ganz nebenbei Blumen und Bäume. Ein Kreislauf, in dem jeder jeden braucht. Doch Bienen dienen nicht nur der Pflanzenvielfalt: Ein Drittel aller Lebensmittel, die wir essen, gäbe es nicht ohne ihre Bestäubung. Die meisten Getreidesorten wie Weizen, Reis und Mais werden zwar mithilfe des Windes befruchtet, aber knapp 80 Prozent der Nutzpflanzen gibt es nur durch die Mithilfe der Honig- und Wildbienen. Darüber hinaus wirken sie dabei mit, das ökologische System aufrechtzuerhalten. Könnten sich Wildgewächse nicht fortpflanzen, würden Nahrung und Wohnstätten für viele Tiere fehlen. Denn ohne Bienen keine Pflanzen, ohne Pflanzen keine Samen, ohne Samen weniger Kleinlebewesen, ohne diese weniger Vögel und so weiter. Zwar sind die pelzigen Flieger nicht die einzigen Bestäuber, auch Schmetterlinge, Käfer und Vögel helfen mit, aber vor allem in Europa kommt ihnen die wichtigste Rolle zu.

Wildbienenarten in Deutschland

Sieht man bei uns Wildbienen, handelt es sich meist um Mauerbienen (Osmia), von denen rund 25 Arten in Deutschland vorkommen. Ihren Namen verdanken sie der Bauweise ihrer Nester, die aus einem erstaunlich harten, wie gemauert wirkendem Material bestehen. Die Wildtiere vermischen Drüsensekret, Blattstückchen und Erde und formen daraus stabile Brutkammern und Zellen. Diese werden sowohl in hohlen Pflanzenstängeln als auch in Totholz angelegt.

Die Zweifarbige Schneckenhausbiene sticht nicht nur durch ihren rostroten Hinterleib und den schwarzen Kopf hervor. Diese erstaunliche Wildbiene, die auch zur Gattung der Mauerbienen zählt, nistet in Schneckenhäusern. Dafür sucht sie sich ab Anfang März leere Gehäuse kleinerer Schnecken wie der Bänderschnecke. Diese bestückt sie zunächst mit einem Proviantpaket aus Pollenhonig, legt anschließend ein Ei darauf und beginnt dann ein aufwändiges Prozedere. Den Eingang verschließt die Schenckenhausbiene mit zerkautem Blätterbrei und dreht ihn dann nach unten. Zur Tarnung bedeckt sie das gefüllte Schneckenhaus zu guter Letzt emsig mit kleinen Zweigen und Halmen.

Zudem nehmen Mauerbienen künstliche Nisthilfen dankbar an. Was ihre Futterpflanzen angeht, zeigen sie sich verhältnismäßig wenig wählerisch. Ab März lässt sich die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta), ab etwa Mitte April die Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis) beobachten.

Mauerbienen

Mauerbienen sind die wohl bekanntesten Wildbienen in unseren Gärten

Foto: MSG/Antje Sommerkamp

Ebenfalls im Frühsommer zeigen sich die Blattschneiderbienen (Megachile). Auch ihr Name erklärt sich durch die Art des Nestbaus: Die Weibchen schneiden mit ihren Mundwerkzeugen Stücke aus Blättern und nutzen sie als Baumaterial.

Die Maskenbiene (Hylaeus) fliegt ab Mai. Sie ist sehr klein, von dunkler Farbe und kaum behaart. Die helle Zeichnung an ihrem Kopf ähnelt tatsächlich einer Maske – bei den Männchen ist sie etwas stärker ausgeprägt als bei den Weibchen. Maskenbienen zählen zu den Kropfsammlern.

Scherenbienen (Chelostoma) tragen auffällige, scherenartige Mundwerkezuge, sind schwarz gefärbt und relativ groß und lang. Sie nutzen gerne Nisthilfen, bauen ihre Brutzellen aber auch in den Fraßgängen von Käfern in Totholz oder nutzen hohle Pflanzenstängel. Die Insekten erscheinen von April bis Juni. Die Arten sind oft nach ihren Futterpflanzen benannt, so ernährt sich die Glockenblumen-Scherenbiene von Glockenblumen und die Hahnenfuß-Scherenbiene von Hahnenfußgewächsen.

Pelzbienen (Anhophora) verwechselt man leicht mit Hummeln – sie sind ähnlich stark behaart (siehe Titelbild). Von März bis Juni sieht man sie häufig an Primelgewächsen, Lippenblütlern oder Borretsch – ihren bevorzugten Nahrungsquellen.

Wollbienen (Anthidium) ähneln mit ihrem gelb-schwarzen Körper eher den Wespen. Sie nisten in Löchern im Boden, in Holz oder in Mauerspalten. Als Nahrungsquellen dienen ihnen Lippen-, Rachen- und Schmetterlingsblütler. Ab Juni lassen sie sich beobachten. Die Gartenwollbiene ist die häufigste Art ihrer Gattung in Mitteleuropa.

Löcherbienen (Heriades) holen sich Nektar und Pollen ausschließlich von Korbblütlern wie Kamille oder Schafgarbe. Die kleinen Wildbienen sind ab Juni unterwegs und nisten sowohl in Totholz, wo sie Gänge von anderen Insekten beziehen, als auch in Pflanzenstängeln.

Blaue Holzbiene

Die Blaue Holzbiene (Xylocopa violacea) ist unsere größte heimische Wildbiene. Ob im Garten oder in freier Natur: Mit ihrem blauen Schimmer ist sie eine echte Besonderheit

Foto: iStock/Eileen Kumpf

Ein echtes Highlight in unseren heimischen Gärten sind die bereits erwähnten Holzbienen, allen voran die Blaue Holzbiene (Xylocopa violacea), die auch mal als Schwarze Hornisse bezeichnet wird. Mit 23 bis 28 Millimetern ist sie die größte heimische Bienenart. Holzbienen treten in den letzten Jahren vermehrt im Süden des Landes auf. Ihr Körper ist schwarz, ihre Flügel schimmern blau. Diese Bienenart fliegt im Sommer und nistet in morschem Holz.

Mit nur 7-10 Millimetern ist die Gemeine Furchenbiene (Lasioglossum calceatum) sehr klein. Ungewöhnlich ist aber auch die Art der Brutpflege, denn anders als die meisten Wildbienenarten, leben Furchenbienen nicht solitär, sondern in eusozialen Gemeinschaften. Das bedeutet, dass diese Bienen Nahrungssuche und Brutpflege zusammen bewerkstelligen. Furchenbienen graben Brutgänge, in die sie erst Vorräte und dann ihre Eier legen. Im Sommer oder Spätsommer schlüpfen weibliche sowie männliche Furchenbienen und paaren sich.

Erdbienen oder Sandbienen (Andrena) stehen unter strengem Artenschutz. Sie machen sich im Garten im Frühjahr bemerkbar, wenn sie in Bodennähe herumfliegen. Dann bauen sie nämlich ihre Nester, je nach Art in Erd- oder Sandboden, und schaffen Nahrung für ihren Nachwuchs heran.

Keulhornbienen (Ceratina) haben einen schwarzen, schlanken Körper sowie kurze keulenförmige Fühler und sind nicht sonderlich beharrt. Diese Wildbienenart fliegt erst gegen Ende des Sommers aus ihrem Brutplatz aus. Häufig kann man beobachten, dass sie sich im Herbst zum Beispiel hohle Stängel von Brombeer, Holunder, Königskerze oder Distel als Winterquartier suchen. Doch sie überwintern nicht nur in Pflanzenstängeln, sie nutzen diese auch als Kinderstube für den Nachwuchs. Die einzelnen Brutzellen legen Keulhornbienen hintereinander an und versehen sie mit je einem Ei sowie mit Larvenfutter aus Pollen und Nektar. Anders als die meisten Wildbienenarten hüten sie ihren Brutplatz. Wenn nach sechs bis acht Wochen die ersten Bienen schlüpfen, lernen die Weibchen ihren Nachwuchs sogar kurz kennen, bevor sie zum Winter hin sterben. Die Gattung der Keulhornbienen kommt auf allen Kontinenten mit vielen Arten vor. In Deutschland ist sie mit drei Arten vertreten.

Tipp: Profis erkennen Wildbienen auch anhand ihrer Nestverschlüsse. Die Blattschneiderbiene etwa verschließt ihre Zellen mit einer grünlichen Masse, Wollbienen mit watteähnlichen Gebilden.

Hummeln

Hummeln (Bombus) werden ebenfalls zu den Wildbienen gezählt. In Deutschland gibt es, grob geschätzt, 30 Arten, von denen man sechs häufiger im Garten zu Gesicht bekommt:

  • Erdhummel (Bombus terrestris)
  • Gartenhummel (Bombus hortorum)
  • Baumhummel (Bombus hypnorum)
  • Wiesenhummel (Bombus pratorum)
  • Steinhummel (Bombus lapidarius)
  • Ackerhummel (Bombus pascuorum)

Die pelzigen Insekten lassen sich in Echte Hummeln und sogenannte Schmarotzerhummeln unterteilen. Echte Hummeln verhalten sich ähnlich wie Honigbienen: Sie bilden Staaten und Völker mit einer Königin an der Spitze. Diese sind aber mit maximal 600 Mitgliedern deutlich kleiner als Bienenstaaten. Die Königin hält alleine Winterschlaf und gründet im Frühjahr ihren neuen Staat. Dazu wählt sie einen geeigneten Standort – über oder unter der Erde. Erdhummeln beziehen zum Beispiel Löcher im Boden, Baumhummeln nisten unter anderem in hohlen Baumstämmen. Die Hummelkönigin legt ihre Eier in selbstgebaute Brutkammern und versorgt den Nachwuchs selbst – bis die ersten Arbeiterinnen geschlüpft sind und diese Aufgabe übernehmen. Schmarotzerhummeln schieben den Echten Hummeln ihre Eier unter und überlassen diesen die Brutpflege und Aufzucht. Auch die Hummeln sind in der Natur wertvolle Bestäuber. Manche Arten, zum Beispiel die Dunkle Erdhummel, werden in der Landwirtschaft sogar gezielt eingesetzt, um Nutzpflanzen zu befruchten.

Biene auf Distelblüte

Bienen & Co. lieben nicht nur Kugeldisteln – alle Arten sind ausgezeichnete Insektenmagnete

Foto: Getty Images/© Frédéric Collin

Gefährdung

Etwa die Hälfte der wilden Bienen in Deutschland ist laut dem Bundesamt für Naturschutz als gefährdet einzustufen, ein Drittel davon sogar als vom Aussterben bedroht. Das lässt sich hauptsächlich durch das Schwinden ihrer natürlichen Lebensräume, intensive Landwirtschaft, Monokulturen sowie den Einsatz von Pestiziden erklären. Den Wildtieren fehlen die Futterpflanzen und ihre geschützten Nistplätze. Manche sehen eine zusätzliche Bedrohung durch das Imkern in der Stadt: Die vermehrte Aufmerksamkeit, die Honigbienen zuteil wird, fördere deren Fortbestehen, mindere aber gleichzeitig die Überlebenschancen von Wildbienen. Honigbienen sind in Bezug auf ihre Nahrung nicht wählerisch und fliegen zudem weite Strecken ab, um Nektar und Pollen zu finden. Wildbienen dagegen gehen maximal 400 Meter weit auf Nahrungssuche.

Gartenbesitzer können mit einfachen Maßnahmen Lebensräume für Wildbienen schaffen und die gefährdeten Tiere so aktiv unterstützen. Die Tiere benötigen ausreichende Nahrungspflanzen, geeignete Nistmöglichkeiten sowie Baumaterial für ihre Brutzellen. Eine große Artenvielfalt an heimischen Pflanzen lässt sich auch auf kleiner Fläche verwirklichen. Achten Sie beim Kauf auf Sorten mit ungefüllten Blüten, die insbesondere Wildbienen Nektar und Pollen spenden; Wildblumenmischungen zum Aussäen gibt es auch speziell für Wildbienen. Verwenden Sie außerdem möglichst unbehandelte Pflanzen aus Bio-Gärtnereien.

So locken Sie Wildbienen in den Garten:

  • geeignete Wildbienenhotels aufstellen oder selber basteln
  • naturnahes Gärtnern ohne Chemie
  • Trockenmauern bauen
  • Wildblumenwiese statt Golfrasen anlegen
  • wenig benutze Bereiche und Ecken den Bienen überlassen
  • Totholzhaufen aufschichten
  • Sandplätze, Sandhügel oder kleine Erdflächen anlegen, die nicht bepflanzt werden, sondern als Nistplätze dienen sollen
  • für blütenreiche Artenvielfalt sorgen
  • Futterpflanzen mit gestaffelter Blütezeit pflanzen
  • Nisthilfen über den Winter nicht nach drinnen holen oder reinigen, denn darin steht die neue Generation oft schon in den Startlöchern

Weil Wildbienen nur bestimmte Nektar- und Pollenspender nutzen können und nicht jede der sogenannten bienenfreundlichen Pflanzen ihnen weiterhilft, gilt es, sich vorab genau zu informieren. Gut geeignet sind vor allem heimische Wildpflanzen. Wenn die ersten Bienen im Frühjahr nach dem langen Winter endlich aus ihren Brutkammern schlüpfen, brauchen sie rasch ergiebige Pollen- und Nektarquellen. Neben sonnenliebenden Frühblühern lockt zum Beispiel das Lungenkraut die Wildbiene an. Im Obstgarten sind Gehölze wie Apfel, Birne und Quitte besonders umschwärmt. Schmetterlingsblütler wie die Großblütige Wicke, der Gewöhnliche Blasenstrauch oder der Gewöhnliche Hornklee werden ebenfalls dankbar angenommen. Klee ist übrigens allgemein bei Hummeln sehr beliebt. Unter den Lippenblütlern gilt vor allem der Steppen-Salbei als wertvolle Futterpflanze für wilde Bienen. Unter den Korbblütlern sticht die Distel heraus.

schematische Darstellung eines Bienenhotels

Damit Wildbienenhotels zuverlässig besiedelt werden, ist die richtige Bauweise entscheidend. Geeignete Materialien sind zum Beispiel Holzblöcke aus Hartholz und hohle Bambusröhren oder Schilfhalme

Foto: MSG/Sabine Dubb

Extra-Tipp für Nutzgärtner: Setzen Sie zur Bodenverbesserung auf Gründüngung. So erhalten Sie nicht nur fruchtbare Erde für den Anbau in der nächsten Saison, sondern tun den Wildbienen auch noch etwas Gutes. Die verwendeten Pflanzen öffnen ihre Blüten erst im Herbst, sodass die Insekten länger Nahrung finden.

Weitere wichtige Futterpflanzen für die Wildbiene sind:

Zwiebelblumen:

  • Botanischer Krokus
  • Blaustern
  • Traubenhyazinthe
  • Märzenbecher
  • Botanische Narzisse
  • Wild-Tulpe
  • Zierlauch

Mehrjährige Stauden:

  • Steinkraut
  • Wiesen-Glockenblume
  • Moschus-Malve
  • Rainfarn
  • Woll-Ziest
  • Fetthenne
  • Herbst-Aster

Wild-Stauden:

  • Akelei
  • Buschwindröschen
  • Gamander
  • Färberkamille
  • Flockenblume
  • Flohkraut
  • Kugeldistel
  • Platterbse
  • Gänse-Schöterich
  • Gelbweiderich
  • Wiesenknopf
  • Hauhechel
  • Hundskamille
  • Lungenkraut
  • Natternkopf
  • Mannstreu
  • Schafgarbe
  • Seifenkraut
  • Wegwarte
  • Witwenblume

Kräuter:

  • Rosmarin
  • Thymian
  • Borretsch
  • Beinwell
  • Salbei
  • Oregano
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